Heft 4 / 2016

In der aktuellen Ausgabe der ZKM (Heft 4, Erscheinungstermin: 15. August 2016) lesen Sie folgende Beiträge und Entscheidungen.

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,, ZKM 2016, 119

Grundlagen Entwicklungen Methoden

  • Decker, Frauke / Peschke, Angelika, Vom Gericht “geschickte“ Medianden, ZKM 2016, 120-123
    Mit Inkrafttreten des FamFG hat der Gesetzgeber den Familiengerichten verschiedene Möglichkeiten an die Hand gegeben, Parteien, die sich bereits im gerichtlichen Verfahren befinden, den Weg in die Mediation zu weisen. Welche Nachwirkungen hat der gerichtliche Kontext, wie wirkt sich die Verweisung auf die Freiwilligkeit und damit einhergehend auf die Motivation der Medianden aus und mit welchen Mitteln kann der Mediator dieser besonderen Situation insbesondere in der Einführungsphase der Mediation begegnen?

 

  • Bernhardt, Hanspeter / Winograd, Bianca, Ein interdisziplinäres Team für die innere und äußere Scheidung, ZKM 2016, 124-128
    Die sozialwissenschaftliche Forschung zu den stilistischen Unterschieden von anwaltlichen und psychosozialen Familien-Mediatoren hat diskrepante Definitionen des Verfahrens und der Rolle des Mediators aufgedeckt, die vor allem auf die professionelle Sozialisation in den jeweiligen Grundberufen zurückgehen. Das ursprünglich interdisziplinäre Potential der Trennungs- und Scheidungsmediation scheint dabei auf der Strecke zu bleiben. Co-Mediationen von Mitgliedern beider Professionen können dagegen den Anforderungen der inneren und äußeren Scheidung Rechnung tragen.

 

  • Heintel, Peter / Lerchster, Ruth, Der Nachfolgeprozess als Übergangsritual, ZKM 2016, 129-133
    Übergabe- und Nachfolgeprozesse bergen Zündstoff in sich. Der Generationenwechsel, begleitet von vielen Paradoxien, wird zu einem Ort der Zuspitzung und das viel beschworene Loslassen bleibt ein wohlmeinender Appell an jene, die ihr geliebtes Objekt hergeben sollen. Mediation – will sie sich nicht selbst im Sog der Überforderung wiederfinden – kann dann unterstützen, wenn es ihr erstens gelingt, die Widersprüche der Systeme und die verdrängten bzw. tabuisierten Themen aufzugreifen, um zweitens mit den Betroffenen an der Übersetzung der Historie in die Gegenwart zu arbeiten, was dazu führt, dass drittens an tragfähigen Lösungen für die Zukunft gearbeitet werden kann.

 

  • Krabbe, Heiner, “Meine zwei Mütter“, ZKM 2016, 133-136
    Die moderne Fortpflanzungsmedizin ermöglicht zahlreiche neue Familienmodelle, die im Fall der Trennung zu ebenso neuen komplexen Konfliktlagen führen. Hierfür bietet das Recht keine befriedigenden Lösungen; insbesondere Familienkonflikte mit dem Hintergrund von In-vitro-Fertilisation sind zunehmend häufiger in der Mediation anzutreffen. Der Beitrag beschreibt die sozialen Folgen der medizinischen Entwicklung sowie typische Konfliktkonstellationen im Rahmen neuer Verwandschaftsverhältnisse.

 

  • Lägler, Dagmar, Mediation und Kindeswohl – Kleine Familienkonferenz gefällig?, ZKM 2016, 137-140
    Der Autorin, seit vielen Jahren im Bereich der Familienmediation tätig, ist die Berücksichtigung der möglichst ungefilterten Interessen der Trennungskinder ein besonderes Anliegen. Hierzu hat sie – in Anlehnung an das Kommunikationsmodell von – das Modell der “kleinen Familienkonferenz“ entwickelt. Nach einer kurzen Beschreibung der Situation von Kindern und Eltern im Kontext der Trennung soll der Bezug zu Theorie und Praxis hergestellt und eng am vertrauten Phasenmodell der Mediation gearbeitet werden.

 

  • Schwendner, Raimund, Systemische Konfliktlösungen – Anleihen aus dem Coaching, ZKM 2016, 140-144
    Systemisches Coaching umfasst ein breites methodisches Repertoire, das auch der Lösung von Konflikten dient. Ressourcen- und entwicklungsorientierte Ansätze stehen im Mittelpunkt. Dazu zählen insbesondere der Aufbau einer konsensualen Haltung, die Identifizierung des relevanten Kontexts, der für nachhaltige Lösungen entscheidend ist, und die Gestaltung neuer Lösungsräume. Diese sollen helfen, die Konflikt-Trance zu überwinden und den Konfliktnutzen in einen nachhaltigen Lösungsnutzen zu verwandeln. Zugleich befindet sich das systemische Coaching selbst im Wandel, mit neuen Möglichkeiten der virtuellen Unterstützung und des Rapid Turnarounds für die mediative Arbeit.


  • Praxis Projekte Erfahrungen

 

  • Hamkens, Stephanie, Geförderte Familienmediation in Berlin, ZKM 2016, 145-146
    Seit Anfang dieses Jahres hat die “Berliner Initiative geförderte Familienmediation“ (BIGFAM) ein Pilotprojekt etabliert, das Elternpaare dabei unterstützt, eine außergerichtliche und für sie kostenfreie Mediation in Anspruch zu nehmen, soweit sie im gerichtlichen Verfahren um das Sorge- oder Umgangsrecht Verfahrenskostenhilfe bewilligt bekommen haben. Das auf zwei Jahre angelegte Pilotprojekt wird durch die Berliner Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz finanziell gefördert sowie wissenschaftlich begleitet.

 

  • Graf, Ilse, Geförderte Familienmediation in Österreich, ZKM 2016, 147-148
    Die Einführung einer staatlichen Mediationskostenhilfe wird in Deutschland seit Jahren diskutiert. Kürzlich hat die Berliner Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz ein Forschungsprojekt gestartet, mit dem die Auswirkungen einer finanziellen Förderung von Mediation speziell in Kindschaftskonflikten untersucht werden sollen, s. ZKM 2016, 72, sowie , ZKM 2016, 145, in diesem Heft. In Österreich hat der Gesetzgeber ein entsprechendes Angebot bereits ab dem Jahr 2000 eingeführt. Die Verfasserin stellt das Modell unserer Nachbarn vor.

 

  • Will, Hans-Dieter, Zugang zur Mediation, ZKM 2016, 148-150
    Unbestritten zählt die Familienmediation mit zu den wichtigsten Wegbereitern der Akzeptanz der Mediation in Deutschland. Der einvernehmlichen Einigung der Streitparteien wird nicht nur vom Verfassungsgericht einer gerichtlichen Entscheidung Priorität eingeräumt. Eine große Zahl von Untersuchungen darüber, wie sich strittige Trennungen und Scheidungen der Eltern auf die Kinder auswirken, weist auf die Notwendigkeit einer am Konsens orientierten Streitbeilegung hin (vgl. § 155 FamFG). Was läge näher, als die Familienmediation für möglichst viele Eltern als Standardmodell zu etablieren? Der Beitrag berichtet über die Ergebnisse einer Umfrage zu Forschungsvorhaben nach § 7 MediationsG.

 

  • Mähler, Gisela / Mähler, Hans-Georg, Cooperative Praxis: Fürsprechersystem im mediativen Bewusstsein, ZKM 2016, 150-151
Cooperative Praxis (engl.: collaborative practice/collaborative law) ist wie die Mediation ein auf Konsens ausgerichtetes Verfahren.

Zur Diskussion gestellt

  • Röthemeyer, Peter, Die Mediation im “Kampf um’s Recht“?, ZKM 2016, 151-153
    So verdienstvoll Klärungen zum Mediationsbegriff sind, so schwierig scheinen sie zu sein. Welchen Grund mag das Ausmaß des Diskurses haben? Chancen und Risiken des angestoßenen juristischen Klärungsprozesses sind zu hinterfragen.

Wissenswertes

  • Klowait, Jürgen, Corporate Pledge – Unternehmensinitiative für ein differenziertes Konfliktmanagement, ZKM 2016, 154
  • Schobel, Beatrix, Reinhard Greger 70, ZKM 2016, 154-155
  • Braun, Felix, Die Allgemeine Verbraucherschlichtungsstelle am Zentrum für Schlichtung e.V., ZKM 2016, 155

Literaturschau

  • Oldenburg, Kristina, Heidi Neumann-Wirsig (Hrsg.), Lösungsorientierte Supervisions-Tools, ZKM 2016, 155
  • Wendenburg, Felix, Norwegische Studie zu verpflichtender Scheidungsmediation, ZKM 2016, 156

Verlag Dr. Otto-Schmidt vom 09.08.2016 10:02