Der Fall Christina Block: Expertin rät zur Mediation

Die Tochter von Steakhouse-Unternehmer Eugen Block („Block House“), Christina Block, und ihr Ex-Mann Stephan Hensel führen seit Mitte 2021 einen erbitterten Rechtsstreit, nachdem Hensel die gemeinsamen Kinder Klara (12) und Theodor (9) im Sommer 2021 nach einem Besuch bei sich in Dänemark behielt. Block und ihr Ex-Mann teilen sich das Sorgerecht, Sie hat aber das Aufenthaltsbestimmungsrecht. Im Februar 2023 lehnte ein Gericht in Dänemark die Rückführung der Kinder trotz gegenteiligem Urteil des Oberlandesgerichts Hamburg ab. Block wurde allerdings ein Umgangsrecht zugesprochen. Doch laut Block kam es zu keinem Wiedersehen mit den Kindern, weil von ihrem Ex alle Termine abgesagt worden seien.

In der Silvesternacht von 2023 auf 2024 kam es dann zur Eskalation: Acht Männer schlugen den Ex-Mann von Block in Dänemark auf offener Straße nieder und brachten Klara und Theodor nach Deutschland. Die Mutter teilte sodann der Polizei mit, dass sich die Kinder wieder bei ihr befänden. Die näheren Umstände der Entführung sind noch ungeklärt. Die Strafverfolgungsbehörden ermitteln. Nur wenige Tage später entschied das Hamburger Oberlandesgericht: Die Kinder müssen wieder dem Vater übergeben werden – laut Medienberichten ohne vorher das Jugendamt anzuhören. Also verbrachten die Anwälte des Vaters die Kinder wieder nach Dänemark zum Vater.

Die Anwältin Isabel Fernández de Castillejo y Peetsch vermittelt bei internationalen Familienkonflikten. Im Interview mit dem SPIEGEL berichtet Fernández, dass viele Richter in Kindesentführungsfällen eine Mediation empfehlen, die aber nicht automatisch bezahlt werde. Das Bundesamt für Justiz unterstütze zwar einkommensschwache Eltern, aber viele fielen aus dem Raster. Es sollte eine Mediationskostenhilfe geben und viel mehr Informationen. Stattdessen nehme sich jeder einen Anwalt, man wolle den Fall gewinnen, es würden Vorwürfe erhoben, „es artet in eine Art Krieg aus“, so Fernández. In Australien dagegen könne man sich ohne vorherige Mediation nicht streitig scheiden lassen, das sei vorbildlich.

In den Mediationen geht es laut Fernández oft darum, dass Paare überhaupt wieder miteinander sprechen. Man komme so häufig zu sogenannten Zwischenvereinbarungen, etwa dass die Kinder nach der Grundschule in das Land des anderen Elternteils wechseln. Auch die Anwälte der Eltern würden mit eingebunden, damit die Vereinbarungen standhalten. „Auch die RichterInnen bemerken oft, dass die Verhandlungen entspannter ablaufen, wenn die Parteien vorher gesprochen haben“, sagte Fernández dem Spiegel.

Isabel Fernández de Castillejo y Peetsch hat in den letzten 10 Jahren mehr als 100 Fälle von internationalen Familienkonflikten begleitet und ca. 45 mediiert. Sie ist Mitglied in den Netzwerken LEPCA (Lawyers in Europe on Parental Child Abduction) und CBFM (Cross-Border Family Mediators). Seit November 2017 ist sie die erste Vorsitzende des MiKK e.V. (Internationales Mediationszentrum für Familienkonflikte und Kindesentführung).



Verlag Dr. Otto Schmidt vom 16.01.2024 13:45
Quelle: www.spiegel.de v. 5.1.2024 u.a.

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