Mediationspreis 2024 – Impulse für konstruktiven Dialog und Konfliktlösung
Seit 25 Jahren setzt die Centrale für Mediation (CfM) mit ihren renommierten Mediationspreisen ein Zeichen für die Bedeutung konsensualer Konfliktlösungsansätze. Die renommierten Auszeichnungen, die alle zwei Jahre verliehen und von der Stiftung Apfelbaum finanziert werden, würdigen herausragende innovative Projekte und wissenschaftliche Arbeiten, die zur Weiterentwicklung der Mediation beitragen. Am 11. Juni 2025 wurden die Preise zum 17. Mal vergeben.
Die unabhängige Jury, bestehend aus Prof. Dr. Nadja Alexander, Dr. Andreas Hacke, Prof. Dr. Lars Kirchhoff (Vorsitz), Prof. Dr. Caroline Meller-Hannich, Prof. Dr. Alexander Redlich und Prof. Dr. Felix Steffek vergab neben dem Sokrates-Preis für das Projekt Kommunale Entwicklungsbeiräte den Mediations-Wissenschaftspreis 2024 an Dr. Josephine Odrig und den Förderpreis Mediation 2024 an Lea Hildebrandt sowie Laura Johanna Spanitz. Die diesjährige Veranstaltung stand unter dem Motto „Vorbedingungen für konstruktiven Dialog“. Moderator und Jury-Mitglied Dr. Andreas Hacke nahm dabei Bezug auf die allseits beklagte starke Polarisierung in den Zivilgesellschaften. „Ich weiß schon, was richtig ist. Ich brauche keine Kommunikation. Ich will den anderen nur überzeugen, dass ich recht habe.“ Deshalb sei die Mediation so bedeutsam für die Streitkultur in der Demokratie, weil hier ein echter Dialog im Sinne eines konstruktiven Meinungsaustauschs geführt werde. Die von Gesine Schwan ins Leben gerufenen Kommunalen Entwicklungsbeiräte seien dafür ein herausragendes Beispiel. Aber auch der an Lea Hildebrandt vergebene Förderpreis für ihre Masterarbeit zur Förderung der Ambiguitätstoleranz in der De-Radikalisierungsarbeit im Feld islamistisch begründeter Extremismus zeigt Wege auf, wie Menschen die Fähigkeit entwickeln können, Mehrdeutigkeit, Unsicherheit und widersprüchliche Informationen zu tolerieren. Systemische Interventionen können so zur Prävention beitragen. Laudatorin Prof. Dr. Nadja Alexander brachte es auf den Punkt: „Weiter so, die Welt braucht mehr Toleranz“.
Einen weiteren Förderpreis erhielt Laura Johanna Spanitz für ihre Diplomarbeit zur aktuellen Rechtsprechung der Gerichtshöfe des öffentlichen Rechts zu berufs- und finanzrechtlichen Aspekten der Mediation. Der Vorsitzende der Jury Prof. Dr. Lars Kirchhoff hob hervor, dass die empirische Analyse eine Lücke schließt und wertvolle Erkenntnisse für Forschung und Praxis liefert. Spanitz selbst hofft, dass ihre Arbeit dazu beiträgt, an der einen oder anderen Stelle die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Mediation zu verbessern.
Last but not least wurde der Mediations-Wissenschaftspreis 2024 an Dr. Josephine Odrig für ihre Dissertation „Schlichtung und Recht – Das Schlichtungsverfahren zwischen Privatautonomie und Gesetzesrecht“ an der Universität Nürnberg-Erlangen verliehen. Ihre Arbeit untersucht, welche Rechtsregeln und -prinzipien auf die außergerichtliche Schlichtung Anwendung finden, und entwickelt eigenständige Verfahrensprinzipien sowie einen umfassenden Gesetzgebungsvorschlag. Odrig schließt mit ihrer Dissertation eine Forschungslücke und leistet damit einen essenziellen Beitrag zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema. Die 650 Seiten starke und mit summa cum laude bewertete Arbeit wurde bereits mit dem Promotionspreis 2024 des Fachbereichs Rechtswissenschaft der Universität Erlangen-Nürnberg und dem Rödl-Preis 2024 ausgezeichnet. Das Anliegen von Josephine Odrig war es, andere ADR-Verfahren neben der wichtigen Mediation in den Blick zu nehmen. Außer bei der Verbraucherschlichtung gebe es keine gesetzlichen Regelungen zur Schlichtung, für die Odrig wertvolle Vorschläge unterbreitet.