Student entwickelt künstlichen Mediator mittels ChatGPT

In den sozialen Medien wie Telegram wird unter den Usern häufig gestritten. Für die hat sich Felix Niemeyer etwas Besonderes ausgedacht. Der Student an der TU Berlin hat einen Telegrambot als Mediator programmiert, ChatGPT liefert dazu das Sprachmodell.

Ein Telegram-Bot ist ein Programm, das Funktionen und Automatisierungen bietet, die Telegram-Nutzerinnen und -Nutzer in ihre Chats, Kanäle oder Gruppen integrieren können.

Der 29-Jährige studiert Design and Computation, betont aber, dass er das Programm für den Mediator aus eigenem Antrieb heraus geschrieben habe. ChatGPT unterstütze ihn oft beim Reflektieren, erzählt er. Wenn er traurig sei oder innere Konflikte lösen wolle, frage er ChatGPT wie einen Therapeuten. Das habe ihn beruhigt und ihm geholfen, anders über die Situation nachzudenken. Ein befreundetes Paar stritt sich, so kam er dann auf die Idee, mit ChatGPT zwischenmenschliche Konflikte zu lösen. Mit seiner Anwendung funktioniere das mit beliebig vielen Teilnehmern in einer Telegramgruppe.

Felix Niemeyer konstruiert einen kleinen Konflikt und erklärt dem KI-Mediator, dass er sich von einem Geschäftsfreund nicht mit Bild im Internet abbilden lassen wolle. Der KI-Mediator soll ihn beispielhaft lösen: „Felix will sich nicht fotografieren lassen“, steht nun im Chat. Mit dem Befehl „/mediate“ startet Niemeyer aus der Telegramgruppe heraus Privatchats mit dem Mediator, der durch ein Programm mit ChatGPT verknüpft ist. Jeder schildert dem Chatbot die eigene Perspektive. Dieser schickt in Sekundenschnelle einen Ratschlag, sobald er alle Positionen kennt. Er schlägt vor, Felix zu fragen, welche Möglichkeiten es gibt, seine Bedenken auszuräumen und vielleicht eine Alternative zu finden. Darauf könnte man auch selbst kommen. Niemeyer zeigt auch seinen Chat mit dem Bot, der normalerweise im Geheimen stattfindet. Diese Vorschläge zeigen schon eher, was der Bot kann:

„Ich denke es ist eine mutige Entscheidung, dich selbst und deine Ideen zu zeigen (…). Ich verstehe auch, dass du schüchtern bist, aber indem du dich deinen Ängsten stellst, kannst du Selbstvertrauen gewinnen.“ Er schlägt ein ehrliches, offenes Gespräch vor.



Verlag Dr. Otto Schmidt vom 09.05.2023 14:40
Quelle: www.berliner-zeitung.de v. 30.4.2023

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