Konfliktrisiken des Klimawandels mit der Mediation begegnen

Eines der großen Probleme für die Menschheit wird in den kommenden Jahren die Energieproduktion unter den Bedingungen des Klimawandels. So lautet die Warnung der Weltwetterorganisation (WMO).

Hitzewellen und Trockenheit lassen etwa Wasserpegel sinken, die für Wasserkraft oder zur Kühlung von Atomkraftwerken gebraucht werden, erklärte die WMO jüngst in Genf. Stürme und andere Wetterextreme gefährdeten vielerorts die Infrastruktur.

Dies bedeutet zudem: Die Folgen des Klimawandels bedrohen auch die Sicherheit und führen zu gewaltsamen Konflikten. Die Klimakrise störe den Frieden, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) bei einer Konferenz in Berlin zu den Folgen der Klimakrise für die Sicherheit.

Nach Einschätzung von Kira Vinke, Leiterin des Zentrums für Klima und Außenpolitik bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik , sei dieser Zusammenhang derzeit schon deutlich in der Sahel-Region zu spüren, weil sich dort die Muster etwa der Niederschläge völlig veränderten, Saat und Ernte aber dort noch stärker als in anderen Regionen von diesen Abläufen abhängig seien: Menschen verlieren dort ihre Lebensgrundlage, weil die Ernten einbrechen, und das bedeutet eine Zunahme von Interessenskonflikten.

In der Folge komme es hier etwa zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den sesshaften Bauern und den nomadischen Viehhirten, erklärt Vinke. Dies führe zu einer Änderung der historisch gewachsenen Identitäten: „Wenn ich ein Viehhirte bin oder ein Fischer und wenn dann für mich die Lebensgrundlage wegbricht, dann ist das nicht nur ein ökonomischer Verlust, sondern dann verliere ich damit meine Identität.“

Schließlich seien viele Traditionen mit diesen Tätigkeiten verbunden, auch der soziale Status. Ein erfolgreicher Fischer, der in die Stadt ziehen müsse, weil eben die Fischerei nicht mehr möglich sei, verliere diese kulturelle Identität. Dies etwa erleichtere terroristischen Gruppen, Anhänger zu rekrutieren, erläutert die Wissenschaftlerin.

Zwar hätten Gesellschaften eine Vielzahl von Mechanismen und Routinen, mit solchen Spannungen umzugehen, doch erhöhe sich mit den Ausmaßen der Klimafolgen auch die Gefahr solch folgenschwerer Entwicklungen. Unter Umständen – etwa beim Umgang mit den Folgen der Dürren in Deutschland in den letzten Jahren – könne hier durch Debatten und Austausch ein Kompromiss verhandelt und gefunden werden, doch nicht überall funktioniere das. Für solche Lösungen brauche es eben auch Ressourcen, vor allem finanzielle Ressourcen.

Wichtig seien hier Instrumente, um auf die Klimafolgen zu reagieren, also Bewässerung und Deichbau. „Und wir brauchen die Methoden des Environmental Peace Buildings, also der umweltbasierten Mediationsmethoden, um den Zusammenhalt zwischen den Gemeinschaften auch wieder zu stärken“, fordert Kira Vinke.



Verlag Dr. Otto Schmidt vom 25.10.2022 15:59
Quelle: www.deutschlandfunk.de v. 11.10.2022

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