Ende des Loveparade-Strafprozesses: Die Mediation wäre die bessere Alternative gewesen

Das Loveparade-Verfahren ist ohne Urteil eingestellt worden – eine eindeutige Schuld für die Katastrophe ließ sich nicht nachweisen. Angehörige und Opfer sind entsetzt. Am Ende wendet sich der Richter persönlich an eine der Angehörigen.

Es gebe in diesem Prozess keinen Bösewicht, sagt er zu der Nebenklägerin, die bei der Loveparade-Katastrophe am 24. Juli 2010 ihren Sohn verlor. Zuvor hatte das Gericht etwa zweieinhalb Stunden lang den Beschluss begründet, warum die Kammer das Verfahren nun doch ohne Urteil einstellt.

Das Ende eines der aufwendigsten Prozesse der deutschen Nachkriegsgeschichte hat das Duisburger Landgericht am Montag nach 184 Verhandlungstagen besiegelt. Und damit vor allem bei den Überlebenden und Angehörigen den Glauben an Gerechtigkeit in den Grundfesten erschüttert.

Ein „multikausales Geschehen" nannte das Landgericht Duisburg die Verkettung von Ereignissen, die damals an einem ehemaligen Güterbahnhof in Duisburg zu einer Massenpanik mit 21 Toten und mehr als 650 Verletzten führte.

Etwa 29.000 Euro kostete der Prozess täglich. Acht Jahre brauchte die Staatsanwaltschaft, um mit viel Mühe Ermittlungsergebnisse zusammenzutragen und Anklage zu erheben. Allein die Hauptakte umfasst mehr als 60.000 Seiten. Hinzu kommen 1.000 Aktenordner mit Ergänzungs- und 1.000 Stunden Videomaterial.

Am Ende heißt multikausal auch, dass sich eine eindeutige, individuelle Schuld nicht nachweisen ließ.


Verlag Dr. Otto Schmidt vom 13.05.2020 11:09
Quelle: www.zeit.de v. 4.5.2020

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