Aktuell in der ZKM

Konfliktprävention durch Verhandeln in der Wirtschaft (Schneider-Brodtmann, ZKM 2019, 225)

Obwohl das Verhandeln das mit Abstand am häufigsten eingesetzte Verfahren zur außergerichtlichen Konfliktbeilegung darstellt, fristet es in der wissenschaftlichen Aufarbeitung in Deutschland ein gewisses Schattendasein. Letzteres gilt auch für die Konfliktprävention, die zuletzt in verschiedenen Studien als Zukunftsthema identifiziert wurde. Der nachfolgende Beitrag befasst sich auf der Schnittstelle beider Themenkreise mit der Frage, wie (Vertrags-)Verhandlungen in der Wirtschaft als effektives Mittel zur Konfliktprävention eingesetzt werden können. Dabei wird auch die Möglichkeit des Einsatzes neutraler Dritter zur Verhandlungsmoderation beleuchtet.

I. Gegenstand und Gang der Untersuchung

II. Begriffsklärungen

1. Konflikt

2. Konfliktprävention

3. Verhandlung

4. Bedeutung des Verhandelns im Kontext der Konfliktbearbeitung

III. Verhandeln als Instrument der Konfliktprävention

1. Effektive Konfliktprävention durch Verhandeln

2. Aspekte konfliktpräventiven Verhandelns

3. Einschaltung eines neutralen Dritten (Deal Mediation)

IV. Zusammenfassende Bewertung und Fazit


I. Gegenstand und Gang der Untersuchung

Bereits in ihrer ersten gemeinsamen Studie zur Praxis des Konfliktmanagements in deutschen Unternehmen aus dem Jahr 2005 sind die Europa-Universität Viadrina Frankf./O. (EUV) und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC) zu der Erkenntnis gekommen, dass Verhandeln das mit Abstand am häufigsten eingesetzte Verfahren zur außergerichtlichen Konfliktbeilegung in Deutschland darstellt. Dieser Befund wurde in der abschließenden Studie der Studienserie zum Konfliktmanagement in der deutschen Wirtschaft aus dem Jahr 2016 bestätigt.

In einem deutlichen Kontrast zu dem empirischen Befund der Nutzungshäufigkeit von Verhandlungen steht das bisher unzureichende wissenschaftliche Durchdringen der Frage, wie Verhandlungsdynamiken in der Praxis aussehen. Nach Auffassung der Verfasser der PwC/EUV Studienserie erweist sich daher die (empirische) Erforschung des Verhandelns als einer Vorgehensweise, die sowohl der Konfliktprävention als auch der Konfliktlösung dienen kann, als Zukunftsthema.

Auch unabhängig vom Verhandlungskontext wurde in der abschließenden Studie von PwC und EUV aus dem Jahr 2016 die Konfliktprävention als weiteres zukunftsrelevantes Thema identifiziert. In diesem Beitrag soll daher auf der Schnittstelle dieser beiden Themenkreise die Frage untersucht werden, wie (Vertrags-)Verhandlungen in der Wirtschaft als Mittel zur Konfliktprävention eingesetzt werden können. Der Fokus soll dabei auf Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen gelegt werden und nicht auf innerbetriebliche Kontexte.

II. Begriffsklärungen

1. Konflikt

Der Begriff des Konflikts wird im deutschen Recht, insbesondere in § 1 Abs. 1 des Mediationsgesetzes aus dem Jahr 2012, zwar vorausgesetzt, aber nicht legal definiert. Es gibt weder einen gesetzlichen, noch einen allgemein anerkannten, dem Mediationsgesetz oder anderen Gesetzen zugrunde liegenden Konfliktbegriff. Vielmehr ist dieser Gegenstand umfangreicher wissenschaftlicher Forschungen verschiedener Disziplinen, die hier nicht ansatzweise nachvollzogen werden können.

Nach der Konfliktdefinition von Glasl, die offenbar auch dem in der Studienserie von PwC und EUV zum Konfliktmanagement in der deutschen Wirtschaft verwendeten Konfliktbegriff zugrunde liegt, ist kennzeichnend für einen (sozialen) Konflikt, dass es ...

 


Verlag Dr. Otto Schmidt vom 27.11.2019 10:35
Quelle: Verlag Dr. Otto Schmidt

zurück zur vorherigen Seite

13CB888B50BA4E10B8FCA01EC2921A5C