Die Mediation um die Seeanbindung in Starnberg ist gescheitert

Im millionenschweren Streit um den Starnberger Seebahnhof hat die Deutsche Bahn am Mittwoch angekündigt, die Stadt verklagen zu wollen. Eine Mediation mit aufschiebender Wirkung zu dem seit mehr als 30 Jahren schwelenden Thema sei nach 15 Sitzungen gescheitert, teilte ein Bahnsprecher mit. Die Angelegenheit dürfte nun also mit großer Wahrscheinlichkeit vor Gericht landen, weil die Stadt aus Sicht der Bahn nicht ihren Verpflichtungen nachgekommen ist.

Der 1987 geschlossene Vertrag zwischen der Stadt Starnberg und der Deutschen Bahn sieht im Wesentlichen eine Rückübereignung nicht benötigter Bahnflächen sowie des historischen Bahnhofgebäudes am See vor. Die „Seeanbindung" ist eine visionäre Planung auf Grundlage des Bahnvertrags mit dem Ziel, die historische Trennwirkung der Eisenbahngleisanlagen zwischen Stadt und Starnberger See - ein städtebaulicher Sündenfall - abzumindern. Angesichts zunehmenden Zeitdrucks des auf 30 Jahre befristeten Bahnvertrags hatte das Vorhaben unter Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger (2002 bis 2014) in Zusammenarbeit mit der Bahn höchste Priorität: Es gab Arbeitskreise, Workshops, Infoveranstaltungen und ein Online-Portal. Auf etwa 16 000 bis 18 000 Quadratmetern ehemaligen Bahnareals sollten eine barrierefreie Station, Freizeitflächen, Parks, Gastronomie, Hotel und Wohnungen entstehen. Aus einem Architektenwettbewerb gingen 2013 zwei Siegerentwürfe der Büros Morpho-Logic sowie Allmann, Sattler, Wappner hervor, auf deren Basis ein Gesamtentwurf hätte entstehen sollen. Die Kosten für das Gesamtprojekt mit oberirdischer Gleisverlegung wurden mit zirka 60 Millionen Euro beziffert. Weitere Ideen, darunter ein Bahnhof im See oder ein Bahntunnel, wurden als Utopie verworfen.

Wie es nun weitergeht, darüber will der Stadtrat von Starnberg erst nach Rücksprache mit dem beauftragten Rechtsanwalt Dr. Max Josef Böck entscheiden. Laut der Bürgermeisterin Eva John wirdes circa zehn Jahre dauern, bis etwas gebaut werden kann - selbst für den Fall, dass sich beide Seiten doch noch einigen. Es bedürfe immer eines Planfeststellungsverfahrens. Und John stellte die Summe von 150 Millionen Euro an Kosten für die Realisierung in den Raum, die für die Stadt ohnehin nicht zu leisten seien.

Der Stadtrat dürfte indes schlecht beraten sein, die mögliche Klage der Bahn einfach abwarten und zu sehen, was dabei rauskommt. Die Bürgermeisterin Eva John betonte jedenfalls, sie habe der Bahn bereits weitere Gesprächsbereitschaft signalisiert.
 


Verlag Dr. Otto Schmidt vom 07.08.2019 12:17
Quelle: www.merkur.de v. 21.7.2019 & www.sueddeutsche.de v. 12.7.2019

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