Friedensforscher mahnt mehr Deeskalationsschritte im Russland-Ukraine-Krieg an

Die Online-Veranstaltung der Trigon Entwicklungsberatung „Konfliktdynamik und Friedenschancen in der Ukraine: Was können wir zur De-Eskalation und zum Frieden beitragen?“ mit Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Glasl war ein voller Erfolg. Über 3.200 Anmeldungen gingen ein – 1.700 TeilnehmerInnen waren live dabei.

Die hohe Nachfrage nach der Aufzeichnung hat den Veranstalter bewogen, das Video direkt auf YouTube einzustellen. Mittlerweile wurde es schon 21.585 angeklickt. Dem Spendenaufruf von Prof. Glasl sind die TeilnehmerInnen ebenfalls zahlreich nachgekommen. So konnten bisher 68.000 Euro an Spenden für Ärzte ohne Grenzen verzeichnet werden, um in der Ukraine und Russland vor Ort medizinische Hilfe zu leisten, überlebenswichtige Hilfsgüter für die Geflüchteten an den ukrainischen Grenzen zu organisieren und weitere Kriegsfolgen bewältigen zu helfen.

In dem Vortrag stellt Prof. Glasl zunächst fest, dass der Krieg in der Ukraine auf der Eskalationsstufe 7 von 9 möglichen angekommen sei. Er plädiert vor allem dafür, dass der Westen mehr Deeskalationsangebote unterbreiten müsse. Und dies nicht nur als einzelne Maßnahmen, sondern im Rahmen eines durchdachten Friedensplans. Dabei mahnte Glasl auch mehr Selbstbewusstsein des Westens an. So müsse man, soweit Russland die ersten Deeskalationsangebote nicht annehme, aus einer Position der Stärke heraus konkrete Deeskalationsmaßnahmen einleiten. Als Beispiel nannte Glasl die Einrichtung von Pufferzonen, die die Nato einseitig umsetzen könne, ohne Sicherheit einzubüßen. Durch weitere vorher detailliert durchdachter Deeskalationsschritte müsse der Westen jeweils in Vorleistung gehen, falls Russland blockiere. Die Hoffnung sei, dass Russland schließlich einlenke. Ziel sei die Errichtung einer neuen Friedensordnung, zu der es trotz Wiedervereinigung, Krim-Annexion und Syrienkrieg nie gekommen sei.

Schließlich empfiehl Glasl den westlichen Staaten, die Oligarchen und Putin nahe stehende Personen nicht länger zu verteufeln, sondern sie in die Deeskalation und den Friedensplan einzubinden und von einer Zusammenarbeit zu überzeugen, damit sie ihren Einfluss auf Putin ausüben. 



Verlag Dr. Otto Schmidt vom 25.04.2022 15:44
Quelle: Vortrag Glasl v. 24.3.2022

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