Jobabbau bei der Meyer-Werft: Schiedsverfahren ist vorerst gescheitert

Beim kriselnden Kreuzfahrtschiffbauer Meyer-Werft in Papenburg ist eine Art Schiedsverfahren im Streit über einen Jobabbau vorerst gescheitert. Wie die Geschäftsleitung am Mittwoch mitteilte, zog sich die IG Metall aus dem sogenannten Pforzheimer Verfahren zurück. Der Betriebsratsvorsitzende Nico Bloem bestätigte der Deutschen Presse-Agentur den Schritt.

Die größte deutsche Werft steckt in Schwierigkeiten, weil die Kreuzfahrtbranche selbst nach dem Ende der Corona-Pandemie über Jahre hinaus kaum neue Schiffe braucht. Das Unternehmen streckt seinen Auftragsbestand und liefert die Schiffe bis 2025 langsamer aus.

Nach früheren Angaben muss Meyer 1,2 Milliarden Euro einsparen. Von den 4.500 Jobs bei der Werft und bei Tochterfirmen in Papenburg sollen 660 wegfallen – unter der Voraussetzung, dass der Rest der Belegschaft noch 220 unbezahlte Arbeitsstunden im Jahr leistet. Der Betriebsrat und die IG Metall sperren sich gegen betriebsbedingte Kündigungen. Sie fordern, weniger Arbeit an Werkvertragsfirmen auszulagern.

Weil sich beide Seiten nicht einigen konnten, hatte die Firmenleitung im März ein Verfahren nach dem Pforzheimer Abkommen vorgeschlagen. Das Abkommen gibt Firmen die Möglichkeit, in Notsituationen Abweichungen vom Flächentarifvertrag auszuhandeln. Ansprechpartner ist die Gewerkschaft, die den Vertrag geschlossen hat. Für die Meyer-Werft ist das der IG-Metall-Bezirk Küste. Auch der Arbeitgeberverband Nordmetall war beteiligt.

In dem Verfahren wurde ein Gutachten zur Lage des Unternehmens erstellt. Dieses habe eindeutig ergeben, dass „erheblicher Handlungsbedarf“ bestehe, teilte die Werft mit. Betriebsrat und IG Metall schlugen den Angaben nach vor, wieder firmenintern zu verhandeln. Die Geschäftsleitung nannte das „nicht zukunftsfähig“.



Verlag Dr. Otto Schmidt vom 25.05.2021 14:30
Quelle: WirtschaftsWoche v. 19.5.2021

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