Schulmediation in Litauen und Lettland startet mit deutscher Hilfe

Seit 1998 werden in den allgemeinbildenden Schulen Litauens und Lettlands Sozialpädagogen zur Unterstützung der Schüler und der Schulgemeinschaft eingesetzt. Diese wurden bisher allerdings nicht in der außergerichtlichen Konfliktlösung ausgebildet. Deshalb wurden während der letzten Jahre im Rahmen des europäischen Bildungsprogramms Leonardo (2013-2015) bzw. erasmus+ (2017-2019) Projekte zum Wissenstransfer und der Einführung der Mediationsmethode in Schulen in Litauen und Lettland ins Leben gerufen.

Initiator war Zigmas Giedrimas, Leiter des litauischen Vereins PPI, der vor allem Weiterbildungen im Adoptiv- und Pflegekinderwesen organisierte.

Über den deutschen Projektpartner Arbeit und Leben Thüringen gewann Giedrimas den renommierten Mediator Prof. Hans-Dieter Will, der dabei half, die Mediationsmethode in litauischen und lettischen Schulen einzuführen. Zunächst wurden Erwachsene zu Mediatoren ausgebildet und Schüler als Peer-Mediatoren, damit Konflikte zwischen Schülern durch Schüler selbst gelöst werden können.

In Litauen und Lettland soll dadurch die soziale Kompetenz gestärkt werden. Es geht um Wertschätzung des jeweiligen Gesprächspartners, die Akzeptanz seiner Andersartigkeit und die Kenntnis und der konstruktive Umgang mit der Konfliktdynamik. Insgesamt sollen so positive Verhaltensalternativen eröffnet werden. Bereits in der Schule lernen die Jugendlichen, mit Konflikten konstruktiv umzugehen, eigene Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und überkommene direktive Denkansätze zu überwinden.

Im ersten Projekt absolvierten 30 SozialpädagogInnen eine 40stündige Grundausbildung in Mediation. Im Ergebnis wurde der Wunsch nach einer soliden, umfangreicheren Ausbildung deutlich. Deshalb wurde in einem zweiten Projekt ein 160-Stunden-Kurs mit einer internetbasierten Lernplattform erarbeitet. Der Pilotkurs startete 2018 mit 12 Sozialpädagogen und Lehrern von zwei Gymnasien in Lettland und Litauen. Bereits im Januar 2019 wurden die ersten Praxiserfahrungen an diesen Schulen ausgewertet und im März 2019 begann das Schülertraining, um eine Peergruppen-Mediation zu installieren.

Ein erster positiver Anfang ist gemacht. Klar ist aber auch: Damit sich die Mediation in den baltischen Schulen weiter entwickeln kann, sind neben dem Engagement der wenigen Enthusiasten öffentliche Fördermittel erforderlich. 

Weitere Informationen über Dr. Lenore Kahler, Arbeit und Leben Thüringen, erhältlich.
 


Verlag Dr. Otto Schmidt vom 26.11.2019 16:35
Quelle: Zigmas Giedrimas, Prof. Dr. Hans-Dieter Will, Dr. Lenore Kahler

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