Musterfeststellungsklage: VW verdient pro Tag bis zu 1,2 Mio. Euro

Die rund 430.000 Musterfeststellungskläger, die ab dem 30.9.2109 vor dem Oberlandesgericht Braunschweig gegen VW zu Felde ziehen, brauchen sich keine allzu großen Hoffnungen machen, dass ihr Fall den schnellen Erfolg durch Abschluss eines Gesamtvergleichs bringt. Den Grund nennt das Handelsblatt: Je länger der Prozess läuft, umso mehr verdient VW. Denn der Konzern spart jeden Tag bis zu 1,2 Mio. Euro daran, dass sich die Kläger auf den Schadensersatz Nutzungsentschädigung anrechnen lassen müssen.

Die Nutzungsentschädigung wird fällig, weil die meisten Kläger während der Prozessdauer ihr Fahrzeug weiter nutzen. Dafür wird eine Kilometerpauschale fällig. Das Handelsblatt bezieht sich bei seinen Berechnungen auf Auswertungen des Prozessfinanzierers Roland Prozessfinanz AG, Köln. Müsste VW den Kunden den vollen Verkaufspreis erstatten, der durchschnittlich auf etwa 25.000 Euro geschätzt wird, würde Volkswagen Schadensersatzforderungen von mehr als zehn Milliarden Euro drohen. Wäre da nicht der Nutzungsersatz.

Bei den schieren Mengen von klagenden Kunden kommt dem Nutzungsersatz eine immense Bedeutung zu. Für jede 1000 Euro, die Gerichte den Klägern in der Musterfeststellungsklage für die Nutzung der schadhaften Fahrzeuge abziehen würden, spart Volkswagen in dieser Rechnung 430 Millionen Euro. Volkswagen selbst rechnet im Musterfeststellungsverfahren nicht vor Ende 2023 mit einem gültigen Urteil.

Vorstand und Rechtsanwalt Arndt Eversberg von Roland Prozessfinanz macht dazu gegenüber dem Handelsblatt folgende Rechnung auf: Sollte es am Ende der Musterfeststellungsklage zu einem negativen Urteil für Volkswagen kommen, hätte sich der Restwert der Fahrzeuge der Kunden deutlich reduziert. Volkswagens Einsparpotenzial liege insgesamt bei mehr als zwei Milliarden Euro. Die Berechnungen des Prozessfinanzierers beruhen auf der Annahme, dass die beanstandeten Fahrzeuge im Durchschnitt 25.000 Euro kosteten, bei Prozessende etwa zehn Jahre alt sein werden und pro Jahr etwa 15.000 Kilometer fuhren. Als Gesamtlaufleistung werden 350.000 Kilometer zugrunde gelegt.
 


Verlag Dr. Otto Schmidt vom 28.08.2019 11:15
Quelle: www.handelsblatt.com v. 22.8.2019

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